….begann abenteuerlich. Die E10 in Richtung Narvik forderte uns einiges ab. Es schneite und schneite wie verrückt. Dazu jede Menge Wind und die Sicht teilweise gen null. Am Straßenrand sahen wir einige Autos, die die Straße unfreiwillig in Richtung Graben oder Gegenfahrbahn verlassen hatten. Selbst die Schneeraupen waren für uns an diesem Tage eine ungeahnte Herausforderung, da sie uns bei plötzlich drehendem Wind alles auf die Windschutzscheibe schmissen und wir quasi kurzfristig blind die Spur halten mussten. Zudem sammelten unseren Scheibenwischer fröhlich Schnee und Eis und die Scheibe sah ständig aus als hätte ne Gruppe hochmotivierter Kinder ihr Softeis drauf verschmiert. Bei einer Spontanbremsung in einer Einfahrt unterschätzten wir die Tiefe des Schnees und fuhren uns volle Lotte fest. Guido war mittlerweile im Schnee schaufeln geübt und so legte er unsere Lody, unter tobendem Applaus von Santo und mir, ratz fatz wieder frei. An einer Tankstelle widmete ich mich neuen Scheibenwischblättern. Vielleicht waren unsere Wischer den Ansprüchen hier einfach nicht gewachsen. Die Tankstellenmitarbeiterin gab uns zudem den wichtigen Hinweis auf keinen Fall die Scheiben zu heizen. Dies sorge nämlich dafür das Schnee schmilzt und durch die Außentemperatur umgehend wieder friert. Das setzten wir natürlich sofort um und siehe da, mit neuen Wischblättern und der Heizung in Richtung Innenraum blieb die Scheibe weitestgehend frei. Ziemlich aufgewühlt erreichten wir nach ein paar Stunden einen Parkplatz auf der E10 mit einem urigen Samizelt. Hier shoppten wir ein paar Souvenirs und entschieden für die Nacht hier zu bleiben. Vom Fahren hatte wir heute erstmal ordentlich die Faxen dicke.

Am nächsten Morgen ging es ziemlich früh bei schönen Wetter weiter in Richtung Alta. Nahe der Küste tobte wieder ein Sturm und somit beschlossen wir uns weit weg davon zu bewegen. Auf einem Campingplatz in Solvang verbrachten wir drei wundervolle Tage und bekamen von Sturmfrau Sabine nichts mit. Der Platz lag seelenruhig mitten in der Natur an einem zugefrorenem Fjord. Von hier aus konnte man wunderschöne Wanderungen über den See, aber auch durch die Wälder genießen. Holga der Platzmitarbeiter, ein norwegischer Pensionär, teilte einige seiner Lebensgeschichten mit uns und gab uns wundervolle Tipps in Bezug auf das Entdecken dieser wundervollen Region. Er war Lehrer und verbrachte regelmäßig mit Schülern mehrere Tage in der Natur. Er sagte es sei so wichtig, die jungen Menschen mit der Natur vertraut zu machen. Sie bauten Iglus, schliefen in Schneehöhlen und erlebten Momente die sie für ihr Leben prägen sollten.
In Sorrisniva staunten wir über das Eishotel. Circa 5 Wochen erbauen ihr 12 Einheimische gemeinsam dieses Kunstwerk. Im April verschwindet es dann wieder unter den warmen Strahlen der Sonne. Wer das passende Kleingeld hat, kann dort in kleinen Eiszimmern auf Eisbetten nächtigen. Worte dafür finde ich nicht wirklich so wunderschön war es anzusehen was dort aus Eis und Schnee gezaubert wurde. Jedes Jahr gibt es ein besonderes Thema. In diesem Jahr waren es norwegische Märchen. Ein Video dazu findet ihr hier.
Auf einen Tipp von Holga hin, fuhren wir in das Schiefergebirge bis hoch zum Limit der Baumkronen und spazierten dort auf einem zugefrorenem See. Das Wetter war traumhaft schön. Die Sonne schien, der Himmel strahlte im arktischen Blau und die Luft die wir atmeten war angenehm und heilsam. Hier oben waren wir die einzigen Touristen zwischen vielen Einheimischen die mit ihren Schneemobilen über die Schneeberge und Seen brezelten.

Da uns das Wetter am Nordkapp noch nicht gefiel, machten wir einen Abstecher an die finnische Grenze nach Karasjok. Die kleine romantisch verschneite Stadt Karasjok ist die Hauptstadt der Samen, ein Ureinwohner Volk Lapplands. Mit einem Museumsbesuch konnten wir einen Punkt für Kultur in unserem Reisetagebuch vermerken und abgesehen davon, war es sehr sehr interessant mehr über die Geschichte und Lebensweise der Samen zu erfahren.
Die Nähe zu Finnland nutzten wir, um einen kurzen Abstecher ins Grenzgebiet zu machen. Wir trinken gerne mal ein Bierchen und das ist in Finnland eben nur halb so teuer.
Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz in Karasjok und in der Nacht freute ich mich wieder über tanzende Nordlichter und knipste was das Zeug hält.
Nach einem Morgenspaziergang durch den anliegenden Winterwald machten wir uns bereit zur Weiterreise.
Kurz vor der Abfahrt lernten wir Thommy kennen. Ein norwegischer Berufskraftfahrer, ich schätze Mitte 50, der uns fragte ob wir ihn ein Stück mitnehmen würden in Richtung Nordkapp. Und so waren wir nach Wochen das erste Mal zu viert in der Lody. Thommy musste ins circa 70km entfernte Lakselv. Auf dem Weg dorthin erzählte er uns vom Leben in Nordnorwegen. Er erzählte uns davon was für ein Glück sie hätten so viele Seen in der Region zu haben. Er war ein leidenschaftlicher Angler und begeisterter Schneemobilfahrer. Er liebte die Nordlichter und zeigte uns begeistert die von der Sonne angestrahlten Berge in der Ferne. Man merkte wie verbunden er mit seiner Heimat war und das berührte mich sehr.
Nachdem wir ihn an seinem Haus abgesetzt hatten, ging es für uns weiter in Richtung Olderfjord. Hier blieben wir auf einem Campingplatz stehen, der nicht ganz so schön war aber wir waren dem Nordkapp schon um einiges näher als wir Anfangs dachten.

Die Nacht schenkte uns wieder eine Reihe wunderschöner Nordlichter und am nächsten Morgen ging es für uns bei blauem Himmel und Sonnenschein weiter. Holga aus Solvang erzählte uns, das man die Hurtigrute in Honningsväg auf Grund ihrer langen Haltezeit besichtigen konnte. Und das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Zeitgleich mit der Hurtigrute erreichten wir das kleine Örtchen und parkten direkt am Hafen. Die MS Richard With begrüßte uns mit einem lauten Hupen und aufgeregt wir kleine Kinder machten wir uns auf den Weg zu ihr. Am Eingang bekamen wir kostenlos eine Besucherkarte und schon ging sie los unsere Entdeckungsreise. Mit dem Fahrstuhl die 7 Decks hoch und runter und das Gleiche nochmal über die Treppen. Auf den Außendecks staunten wir über die Whirlpools und die großen Rettungsboote. Auf Deck 7 ließen wir uns im Café zwei Sandwiches und leckeren Kaffee schmecken. Wir quatschen ne Runde mit dem Mitarbeiter des Café, der uns ein wenig von seinem Leben auf der Hurtigrute erzählte. So zum Beispiel das man 22 Tage auf dem Schiff sei und anschließend 22 bezahlte Tage frei hat. Wäre da nicht ein Seekrankheitsproblem meinerseits, hätte ich ihm glatt ne Bewerbung rüber geschoben. 🙂

Nach diesem tollen Erlebnis ging es für uns ganz beflügelt weiter in Richtung Nordkapp.
Im Winter kommt man nur 3mal täglich hoch zum Kapp. (11/12Uhr und 19:30Uhr)
So beschlossen wir einen Stopp im nördlichsten Fischerdorf der Welt einzulegen.
Die Fahrt dahin, die unter blauem Himmel begann, endete auf den letzten Kilometern im Schneesturm und unzähligen angsteinflößenden Momenten. Als wir in Skarsvag ankamen, machten wir drei(hundert) Kreuze. Das Video zu dieser Fahrt, welches am Ende sehr gut zeigt wie schnell sich das Wetter unangenehm ändern kann, findet ihr hier.
Unseren Stellplatz fanden wir bei The northcape experience.
Der Inhaber Jonathan begrüßte uns sowas von herzlich und schon jetzt war klar, dieser Aufenthalt wird was Besonderes.
Aber dazu mehr im zweiten Teil 🙂
….eure Sandra

Hach ist das wieder ein toller Bericht. Ich habe immer das Gefühl dabei zu sein. Danke, danke, danke. Lieb Dich. ❤️Drück deine beiden Männer von mir
Sehr sehr gerne mein liebes Tantchen <3